| Fragen an Quarks
- Welches ist der beste Klebstoff?
Den besten Klebstoff gibt es nicht. Jeder Klebefall hat seinen
besten Klebstoff. Ihn zu finden ist nicht einfach. Auch die
Regel: "Klebstoffe kleben dann besonders gut, wenn sie den zu
verklebenden Materialien chemisch ähneln" hilft kaum weiter.
Unser Tipp: Lesen Sie gründlich was auf der Packung steht und
halten Sie sich exakt an die Gebrauchsanweisung. Die Hersteller
veröffentlichen zu ihren Klebstoffsortimenten Klebetabellen
(UHU,
Henkel),
Datenblätter und
Literaturhinweise. Henkel hat sogar eine
Klebeberatung per Telefon (0211-797-8272) oder E-Mail
(klebe-berater@henkel.de).
Sich hier zu informieren kann nicht
schaden, selbst wenn Sie dann später Produkte anderer
Hersteller verwenden.
Die letzten Klebstoff-Tests der Stiftung Warentest
sind 1994 veröffentlicht worden (5/94 und
9/94). Die meisten der getesteten Produkte sind nach wie vor
erhältlich.
- Hält Schrauben oder Schweißen nicht viel besser als Kleben?
Jedes dieser Fügeverfahren hat seine Berechtigung. Mit
Schweißen hat man sehr viel Erfahrung und geschraubte
Verbindungen lassen sich wieder lösen. Doch Kleben hat viele
Vorteile. Zum einen lassen sich ganz unterschiedliche
Materialien verbinden, die sich nie schweißen ließen. Auch
beeinträchtigt Klebstoff die Struktur der Materialien nicht,
weil die Adhäsionskräfte ja nur auf der Materialoberfläche
wirken. Löcher und Schweißnähte verletzen jedoch die zu
verbindenden Objekte. Es gibt eindrucksvolle Tests die zeigen,
dass zum Beispiel überlappend verklebte Bleche besser
zusammenhalten als verschraubte.
- Was wird an einem Auto geklebt?
In der Automobilindustrie dringt Kleben in die Domäne des
Schweißens ein. An einem Mercedes S-Klasse finden sich neben
5500 Schweißpunkten auch 73 m Klebenähte. Dabei werden spezielle
1-Komponenten-Expoxidharzklebstoffe eingesetzt, die auch auf
leicht öligen Blechen haften. Zwei Typen kommen zum Einsatz:
Gelber Kleber wird zum Versteifen von Schweißnähten benutzt.
Die Crashsicherheit verbessert er nicht. Dazu kommt - zum
Beispiel in den Türen - ein moderner blauer Klebstoff zum
Einsatz. Er hält auch den dynamischen Belastungen während eines
Unfalls so gut stand, dass beispielsweise die Türen nur noch
geklebt sind.
- Wie haben die Menschen früher geklebt?
Die Menschen klebten lange bevor sie zu Schrauben, Nieten,
Löten und Schweißen konnten: Mit Birkenharz wurden schon in der
jüngeren Steinzeit Speerspitzen befestigt. Man geht davon aus,
dass die Sumerer bereits einen Tierleim herstellten. In Europa
wurde nach Gutenbergs Erfindung ein Leim zum Bücherbinden
entwickelt. Eine stürmische Entwicklung setzte dann zu Beginn
des 20. Jahrhunderts ein: aus Methylcellulose besteht
Tapetenkleister noch heute. Cyanacrylate ("Sekundenkleber") und
Epoxidharze sind etwa seit dem zweiten Weltkrieg bekannt.
- Hält Kleben auf Dauer?
Beim Kleben sind wir besonders skeptisch, was die
Dauerhaltbarkeit angeht. Fast jeder hat schon unschöne
Erfahrungen gemacht mit spröde gewordenen Klebnähten. Bis heute
werden manche Klebebänder aus Baumharz und in Benzin gelöstem
Kautschuk gemacht. Diese Mischung bleibt - mehr oder weniger -
dauerhaft pastös klebend, ist aber nicht alterungsbeständig.
Wer vor Jahren damit Papiere zusammengeklebt oder Landkarten
repariert hat findet heute mitunter nur noch hässliche braune
Spuren vom Klebstoff und spröde, abgelöste Reste vom
Trägermaterial.
Doch wo professionell geklebt wird, da hält's auch auf Dauer.
Bestes Beispiel: Die Fokker F-27 war vor 40 Jahren ein
Meilenstein beim Einsatz von Klebstoffen im Flugzeugbau. Und
einige der Maschinen fliegen immer noch.
- Wie bekomme ich Klebstoff-Flecke weg?
Erster Tipp: Warten Sie nicht, bis der Klebstoff abgebunden
hat. Viele Klebstoffe ("lösungsmittelfrei", Holzleim,
Tapetenkleister) sind in Wasser gelöst oder feinst verteilt ("dispergiert").
Solange das Wasser nicht weggetrocknet ist, lassen sie sich mit
Wasser auswaschen. Lösungsmittelhaltige Klebstoffe lassen sich
mit Lösungsmitteln wieder anlösen. Kleine Packungen - als
"Klebstoff-Entferner" bezeichnet - gibt es im Handel. Einige
Produkte versprechen sogar Sekundenkleber anzulösen.
- Kann man Klebstoff selber machen?
Papier lässt sich mit Eiweiß oder Stärkekleister (etwas Stärke
mit warmem Wasser quellen lassen) kleben. Aus Quark und Kalk
lässt sich ein Caseinleim herstellen (4,5g Kalk mit 10g
Mager-Quark gründlich vermengen, 5min. abtrocknen lassen. Zu
klebende (Holz-)Teile kräftig zusammenpressen; dann gut trocknen lassen).
Allerdings brauchen Sie beim Trocknen etwas Geduld, das kann
Tage dauern. Übrigens soll beim Bau der Dresdner Frauenkirche
ein Quark-Kalk-Kleber verwendet worden sein. Aus Gummi
arabicum, das in Wasser gelöst und mit Gycerin und Essigsäure
vermischt wird, lässt sich ein passabler Bürokleber herstellen.
Wenn Sie die Rezepte im Detail nachkochen wollen, empfehlen wir
eine Blick in die Lehrerzeitschriften, die wir in "Quarks &
Schule" nennen.
Martin Dreifert
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