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.Die Kunst des Klebens.Quarks&Co.Vorschau.Aktuell.Archiv

Fragen an Quarks

  1. Welches ist der beste Klebstoff?
    Den besten Klebstoff gibt es nicht. Jeder Klebefall hat seinen besten Klebstoff. Ihn zu finden ist nicht einfach. Auch die Regel: "Klebstoffe kleben dann besonders gut, wenn sie den zu verklebenden Materialien chemisch ähneln" hilft kaum weiter.
    Unser Tipp: Lesen Sie gründlich was auf der Packung steht und halten Sie sich exakt an die Gebrauchsanweisung. Die Hersteller veröffentlichen zu ihren Klebstoffsortimenten Klebetabellen (UHU, Henkel), Datenblätter und Literaturhinweise. Henkel hat sogar eine Klebeberatung per Telefon (0211-797-8272) oder E-Mail (klebe-berater@henkel.de). Sich hier zu informieren kann nicht schaden, selbst wenn Sie dann später Produkte anderer Hersteller verwenden.
    Die letzten Klebstoff-Tests der Stiftung Warentest sind 1994 veröffentlicht worden (5/94 und 9/94). Die meisten der getesteten Produkte sind nach wie vor erhältlich.

  2. Hält Schrauben oder Schweißen nicht viel besser als Kleben?
    Jedes dieser Fügeverfahren hat seine Berechtigung. Mit Schweißen hat man sehr viel Erfahrung und geschraubte Verbindungen lassen sich wieder lösen. Doch Kleben hat viele Vorteile. Zum einen lassen sich ganz unterschiedliche Materialien verbinden, die sich nie schweißen ließen. Auch beeinträchtigt Klebstoff die Struktur der Materialien nicht, weil die Adhäsionskräfte ja nur auf der Materialoberfläche wirken. Löcher und Schweißnähte verletzen jedoch die zu verbindenden Objekte. Es gibt eindrucksvolle Tests die zeigen, dass zum Beispiel überlappend verklebte Bleche besser zusammenhalten als verschraubte.

  3. Was wird an einem Auto geklebt?
    In der Automobilindustrie dringt Kleben in die Domäne des Schweißens ein. An einem Mercedes S-Klasse finden sich neben 5500 Schweißpunkten auch 73 m Klebenähte. Dabei werden spezielle 1-Komponenten-Expoxidharzklebstoffe eingesetzt, die auch auf leicht öligen Blechen haften. Zwei Typen kommen zum Einsatz: Gelber Kleber wird zum Versteifen von Schweißnähten benutzt. Die Crashsicherheit verbessert er nicht. Dazu kommt - zum Beispiel in den Türen - ein moderner blauer Klebstoff zum Einsatz. Er hält auch den dynamischen Belastungen während eines Unfalls so gut stand, dass beispielsweise die Türen nur noch geklebt sind.

  4. Wie haben die Menschen früher geklebt?
    Die Menschen klebten lange bevor sie zu Schrauben, Nieten, Löten und Schweißen konnten: Mit Birkenharz wurden schon in der jüngeren Steinzeit Speerspitzen befestigt. Man geht davon aus, dass die Sumerer bereits einen Tierleim herstellten. In Europa wurde nach Gutenbergs Erfindung ein Leim zum Bücherbinden entwickelt. Eine stürmische Entwicklung setzte dann zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein: aus Methylcellulose besteht Tapetenkleister noch heute. Cyanacrylate ("Sekundenkleber") und Epoxidharze sind etwa seit dem zweiten Weltkrieg bekannt.

  5. Hält Kleben auf Dauer?
    Beim Kleben sind wir besonders skeptisch, was die Dauerhaltbarkeit angeht. Fast jeder hat schon unschöne Erfahrungen gemacht mit spröde gewordenen Klebnähten. Bis heute werden manche Klebebänder aus Baumharz und in Benzin gelöstem Kautschuk gemacht. Diese Mischung bleibt - mehr oder weniger - dauerhaft pastös klebend, ist aber nicht alterungsbeständig. Wer vor Jahren damit Papiere zusammengeklebt oder Landkarten repariert hat findet heute mitunter nur noch hässliche braune Spuren vom Klebstoff und spröde, abgelöste Reste vom Trägermaterial.
    Doch wo professionell geklebt wird, da hält's auch auf Dauer. Bestes Beispiel: Die Fokker F-27 war vor 40 Jahren ein Meilenstein beim Einsatz von Klebstoffen im Flugzeugbau. Und einige der Maschinen fliegen immer noch.

  6. Wie bekomme ich Klebstoff-Flecke weg?
    Erster Tipp: Warten Sie nicht, bis der Klebstoff abgebunden hat. Viele Klebstoffe ("lösungsmittelfrei", Holzleim, Tapetenkleister) sind in Wasser gelöst oder feinst verteilt ("dispergiert"). Solange das Wasser nicht weggetrocknet ist, lassen sie sich mit Wasser auswaschen. Lösungsmittelhaltige Klebstoffe lassen sich mit Lösungsmitteln wieder anlösen. Kleine Packungen - als "Klebstoff-Entferner" bezeichnet - gibt es im Handel. Einige Produkte versprechen sogar Sekundenkleber anzulösen.

  7. Kann man Klebstoff selber machen?
    Papier lässt sich mit Eiweiß oder Stärkekleister (etwas Stärke mit warmem Wasser quellen lassen) kleben. Aus Quark und Kalk lässt sich ein Caseinleim herstellen (4,5g Kalk mit 10g Mager-Quark gründlich vermengen, 5min. abtrocknen lassen. Zu klebende (Holz-)Teile kräftig zusammenpressen; dann gut trocknen lassen). Allerdings brauchen Sie beim Trocknen etwas Geduld, das kann Tage dauern. Übrigens soll beim Bau der Dresdner Frauenkirche ein Quark-Kalk-Kleber verwendet worden sein. Aus Gummi arabicum, das in Wasser gelöst und mit Gycerin und Essigsäure vermischt wird, lässt sich ein passabler Bürokleber herstellen. Wenn Sie die Rezepte im Detail nachkochen wollen, empfehlen wir eine Blick in die Lehrerzeitschriften, die wir in "Quarks & Schule" nennen.

Martin Dreifert
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Sendedatum: 25.01.2000